Gift-Dreieck für Greifvögel in Niederbayern entdeckt?

LBV und GLUS warnen Spaziergänger und Hundehalter im Raum Straubing-Deggendorf-Dingolfing – Naturschützer vermuten Serientäter und loben 5.000 € Belohnung aus

In Niederbayern sind am Wochenende bei Moos im Landkreis Deggendorf und bei Mengkofen im Landkreis Dingolfing-Landau erneut mehrere Vögel Giftködern zum Opfer gefallen. Der Täter bzw. die Täterin hat dabei höchstwahrscheinlich das für Kinder und Hunde besonders gefährliche und verbotene Kontaktgift Carbofuran verwendet.

© H. Tauber
Erneut wurden in Niederbayern bei Moos im Landkreis Deggendorf mehrere Greifvögel durch Giftköder getötet. Ein Zusammenhang zwischen den Fällen ist wahrscheinlich.

Bereits im Januar wurden je zwei tote Mäusebussarde bei Ittling und bei Straßkirchen im Landkreis Straubing gefunden, die wahrscheinlich ebenfalls derartigen Giftködern erlagen. Da alle Vögel jeweils an Sonntagen direkt an Wegen entdeckt wurden, ruft der LBV zu erhöhter Vorsicht bei Spaziergängern und Hundehaltern in der Gegend auf. Aufgrund der räumlichen und zeitlichen Nähe sowie den sich ähnelnden Fundumstände halten wir einen Zusammenhang dieser vier Fälle für sehr wahrscheinlich.

Zusätzlich ergibt sich außerdem beim Blick auf die Landkarte ein Gift-Dreieck der Fundorte, in dem der Täter oder die Täterin sein Unwesen zu treiben scheint. Da die Tötung geschützter Vogelarten wie Mäusebussarde eine Straftat darstellt, haben die Polizeidienststellen in Plattling sowie in Dingolfing die Ermittlungen aufgenommen.

Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und die Gregor Louisoder Umweltstiftung (GLUS) loben für Hinweise, die zur rechtskräftigen Verurteilung des oder der Täter führen, eine Belohnung von insgesamt 5.000 € aus.

Vergifteter Fasan als Köder

© Zdenek Tunka
Die Bussarde sterben durch Carbuforan qualvoll an Krämpfen

Bei den aktuellen Funden an Ackerrändern waren in Mengkofen zwei Mäusebussarde und zwei Rabenkrähen betroffen. Im Fall des getöteten Mäusebussards bei Moos wurde ein Fasan gezielt mit Carbofuran präpariert. Der LBV und die GLUS appellieren deshalb an alle Eltern im Raum Deggendorf und Straubing ihre Kinder keine herumliegenden toten Vögel oder anderes Verdächtiges anfassen zu lassen.

Alle Hundehalter sollten dort ihre Tiere an die Leine nehmen. „In den letzten Jahren wurde bei derartigen Fällen immer wieder das hochtoxische und in Deutschland verbotene Gift Carbofuran eingesetzt, das bereits bei Hautkontakt wirkt und selbst in geringen Dosen zu Krämpfen führt. Sowohl der Schutz der Öffentlichkeit als auch die Aufklärung der Vergiftungsfälle sind uns ein zentrales Anliegen“, sagt Franziska Baur, GLUS-Fachreferentin für Naturschutz.

„Wir werden nicht weiter zusehen, wie langjährigen Schutzbemühungen um einheimische Tierarten durch illegale Tötung mit qualvollen Methoden - wie Vergiftung - zunichtegemacht werden und dafür sorgen, dass solche Straftaten in Bayern künftig strikter verfolgt werden.“

Wir hoffen auf Hinweise aus der Bevölkerung

Die Aufklärung solcher illegaler Wildtiertötungen ist schwierig, deshalb hoffen der Naturschutzverband LBV und die Umweltstiftung auf Hinweise aus der Bevölkerung. Spaziergänger, die im betroffenen Raum oder andernorts einen toten Wildvogel oder Fleischreste an Wegen, auf einer Wiese oder im Feld finden, sollten ihren Fund der Polizei unter 110, uns und GLUS melden.

Auch die lokalen Jäger*innen verurteilen derartige Taten aufs Schärfste und werden deshalb verstärkt auf verdächtige Fahrzeuge in den betroffenen Revieren achten. An der Belohnung beteiligen sich auch die drei LBV-Kreisgruppen aus Straubing, Deggendorf und Dingolfing-Landau.

Hintergrund

Ein Großteil der Fälle von Naturschutzkriminalität bleibt ungeklärt und für die Täter*innen folgenlos, was sich aus Sicht der Naturschützer dringend ändern muss. Wir und der GLUS haben deshalb 2019 das gemeinsame Projekt „Naturschutzkriminalität dokumentieren und stoppen!“ ins Leben gerufen. In einer bayernweiten Datenbank werden alle (Verdachts-)Fälle von Naturschutzkriminalität gespeichert. Als erste Anlaufstelle für betroffene Behörden und die Öffentlichkeit soll die Datenbank fachliche Unterstützung bieten und als Melde- und Informationsplattform dienen. Mit ihrer Hilfe soll außerdem die langfristige Weiterverfolgung einzelner Fälle sichergestellt werden.

Unsere Dokumentation von Fällen illegaler Verfolgung von Vögeln wird seit diesem Jahr durch das Bayerische Landesamt für Umwelt mit Mitteln des Umweltministeriums finanziert.

Zurück

Weitere Nachrichten

© Bettina Schröfl

Vergiftet, beschossen, bedroht: Jahresbilanz im Projekt „Tatort Natur“

Vom vergifteten Seeadler bis hin zum beschossenen Weißstorch: Zahlreiche Fälle von Naturschutzkriminalität konnten der  LBV und die Gregor-Louisoder Umweltstiftung (GLUS) im Rahmen ihres gemeinsamen Projekts „Tatort Natur“ im Jahr 2023 dokumentieren. Die traurige Jahresbilanz beinhaltet neben 19 nachweislich vergifteten Eulen- und Greifvögeln auch sechs Fälle, in denen geschützte Vogelarten beschossen wurden. LBV und GLUS gehen darüber hinaus von einer hohen Dunkelziffer an Naturschutzdelikten aus.

weiterlesen

© Rosl Rößner

Naturschutzkriminalität im Landkreis Regensburg: schon wieder Vögel vergiftet

Traurige Gewissheit im Fall von drei toten Vögeln: Im Landkreis Regensburg haben Unbekannte einen Uhu, einen Rotmilan und einen Wanderfalken vergiftet. Die jeweiligen Fundorte der streng geschützten Vögel liegen alle im Landkreis Regensburg, nur etwa 20 Kilometer voneinander entfernt. Die Täter haben dabei die für Kinder und Hunde besonders gefährlichen Giftstoffe Bendiocarb und Carbofuran verwendet.

weiterlesen

© Christoph Bosch

Eindeutige Hinweise auf eine Vergiftung: Toter Rotmilan im fränkischen Seenland

Die Fälle von Naturschutzkriminalität in Bayern reißen nicht ab: Am Wochenende wurden LBV-Ehrenamtlichen im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ein toter Rotmilan gemeldet. In der Nähe des toten Greifvogels haben wir einen potenziellen Giftköder gefunden.

weiterlesen