Eindeutige Hinweise auf eine Vergiftung: Toter Rotmilan im fränkischen Seenland

Potenzieller Giftköder gefunden – Erhöhte Vorsicht im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen geboten

Die Fälle von Naturschutzkriminalität in Bayern reißen nicht ab: Am Wochenende wurden LBV-Ehrenamtlichen im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ein toter Rotmilan gemeldet. In der Nähe des toten Greifvogels haben wir einen potenziellen Giftköder gefunden. Deshalb gehen wir von einer Vergiftung aus.

© Christoph Bosch (Archivbild)
Greifvögel wie z.B. Rotmilane werden häufig Opfer von Vergiftungen

Bei einer Suchaktion des LBV gemeinsam mit dem Jagdverein Gunzenhausen sowie Bürgerinnen und Bürgern konnten die Beteiligten zwar keine weiteren Giftköder in der Nähe finden. Dennoch rufen wir zusammen mit unserem Projektpartner die Gregor Louisoder Umweltstiftung (GLUS) zur eigenen Sicherheit dringend zur erhöhten Vorsicht bei Spaziergängern und Hundehaltern in der Gegend auf. Leider sind solche Fälle keine Seltenheit. Erst vergangene Woche hatten der LBV und die GLUS über einen vergifteten Habicht in Oberfranken berichtet.

Präparierter Kleinvogel als mutmaßlicher Giftköder

© Heidi Seiß
Der Vorsitzende vom LBV Weißenburg-Gunzenhausen Sebastian Amler mit dem toten Rotmilan

Einheimische hatten den toten Rotmilan am Samstag unweit des Dorfes Kalbensteinberg nördlich des Brombachsees gefunden. Sie informierten den LBV vor Ort. Schon nach kurzer Zeit erhärtete sich der Verdacht einer Vergiftung als mögliche Todesursache. Der tote Vogel zeigte typische Auffälligkeiten: Er hatte keine äußerlichen Verletzungen, aber verkrampfte Beine und offene Augen. Deshalb verständigten wir unmittelbar die Polizei. Die illegale Tötung geschützter Vogelarten ist eine Straftat.

In der Nähe des toten Vogels fanden die Polizei und die Ehrenamtlichen neben einer toten Katze auch den mutmaßlichen Giftköder: Ein Kleinvogel, der nur etwa 30 Zentimeter vom Milan entfernt lag und bei genauem Betrachten eine lila Färbung und Granulatkügelchen aufwies. Aufgrund der vorliegenden Indizien geht der LBV davon aus, dass das illegale Kontaktgift Carbofuran zum Einsatz gekommen ist.

Das in der EU verbotene Insektizid Carbofuran konnte in der Vergangenheit schon häufig bei toten Greifvögeln als Todesursache nachgewiesen werden. Es ist besonders gefährlich, weil es bereits bei Hautkontakt wirkt und auch in geringen Dosen zu Krämpfen führen kann.

Kindern und Hunden ist Vorsicht geraten

Um die Bevölkerung zu schützen, startete der LBV zusammen mit dem Jagdverein Gunzenhausen noch am Wochenende eine Suchaktion nach weiteren Giftködern – bisher ohne weitere Funde.

Trotzdem appellieren wir an alle Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen zu deren eigener Sicherheit: Lassen Sie Kinder unter keinen Umständen herumliegende tote Tiere oder anderes Verdächtiges anfassen und nehmen Sie Ihre Hunde unbedingt an die Leine.

Verdachtsfälle von Vergiftung hier melden

© Heidi Seiß
Der mit Gift präparierte Ködervogel: Eine lila Färbung und Granulatkügelchen sind ein Hinweis auf das illegale Gift Carbofuran

Eine pathologische und daran anschließende toxikologische Untersuchung des toten Rotmilans sowie der ebenfalls tot aufgefundenen Katze und des mutmaßlichen Giftköders wurde in Auftrag gegeben und soll endgültig Aufschluss über die Todesursache der Tiere geben. Die Hinweise auf absichtliche Vergiftung sind in diesem Fall so eindeutig, dass der LBV umgehend Strafanzeige erstattet hat.

Leider ist der potenziell vergiftete Rotmilan kein Einzelfall. Bayerweit erreichen uns immer wieder Fälle illegal getötet Wildtiere. Die Aufklärung dieser Taten ist schwierig, deshalb hoffen wir auf Hinweise aus der Bevölkerung. Spaziergänger, die einen toten Greifvogel, Eule, Storch und Reiher oder Fleischreste, Eier oder Geflügelteile auf einer Wiese oder im Feld finden, sollten dies online unter www.tatort-natur.de melden.

Hinweise zur Aufklärung des aktuellen Falls im fränkischen Seenland nehmen die Polizei in Gunzenhausen unter der Rufnummer 09831/68880 sowie der LBV unter an.

Gemeinsames Projekt: „Naturschutzkriminalität dokumentieren und stoppen!“

Ein Großteil der Fälle von Naturschutzkriminalität bleibt ungeklärt und für die Täter folgenlos, was sich dringend ändern muss. LBV und GLUS starten deshalb 2019 das gemeinsame Projekt „Naturschutzkriminalität dokumentieren und stoppen!“.

In einer bayernweiten Datenbank sollen alle (Verdachts-)Fälle von Naturschutzkriminalität gespeichert werden. Als erste Anlaufstelle für betroffene Behörden und die Öffentlichkeit soll die Datenbank fachliche Unterstützung bieten und als Melde- und Informationsplattform dienen.

Mit ihrer Hilfe soll außerdem die langfristige Weiterverfolgung einzelner Fälle sichergestellt werden. Mit dem Projekt soll auch die Öffentlichkeitsarbeit verstärkt und Fortbildungsangebote bereitgestellt werden. Projektleiter und Ansprechpartner sind die Biologen Franziska Baur (GLUS) und Dr. Andreas von Lindeiner (LBV).

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